Säuglings-Ernährung «so gut wie nie zuvor»

Die Ernährung von Säuglingen und Kindern im ersten Lebensjahr ist in Deutschland heute so gut wie nie zuvor. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Instituts für Kinderernährung an der Universität Witten/Herdecke.

Am Ende des vierten Lebensmonats werden demnach noch 33 Prozent aller Kinder ausschließlich gestillt. Weitere elf Prozent erhalten zu diesem Zeitpunkt neben der Muttermilch auch Kohlenhydratlösungen oder Tee, aber keine Beikost oder Folgemilch.

Dies seien wieder «sehr gute Werte», sagte Institutsmitarbeiterin Mathilde Kersting auf einem Seminar der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) in Fulda. Kersting erinnerte an die Bedeutung des Stillens für die Ausbildung des Immunsystems bei Kindern. Mit dem Füttern von Beikost sollte deshalb nicht zu früh begonnen werden.

Restlos zufrieden sein könne man mit der Situation jedoch nicht, so Kersting: Nach dem historischen Tief Mitte der siebziger Jahre sei die Bereitschaft zum Stillen zwar kontinuierlich wieder gewachsen, doch müssten Länder wie Schweden, in denen wesentlich mehr Mütter ihre Babys lange stillen, weiter als Vorbild gelten. In Deutschland würden Mütter, die Kindern außerhalb ihrer Wohnung die Brust geben, nach wie vor «komisch angeguckt» - in Schweden sei dies ganz anders.

Für die so genannte SuSe-Studie hatten die Forscher 1 717 Mütter befragt, die in 177 Geburtskliniken bundesweit ihre Kinder entbunden hatten. 78 Prozent von ihnen gaben ihrem Baby fünf Tage nach der Geburt ausschließlich die Brust. Dieser Wert sank bis zum sechsten Lebensmonat des Babys auf 13 Prozent. Gründe für die kurze Stilldauer waren Kersting zufolge häufig Schwierigkeiten mit dem Stillen in den ersten 14 Tagen: «Die Mütter wissen oft nicht, dass die Krankenkassen die Stillberatung durch Hebammen lange bezahlen, nämlich nicht nur die ersten zwei Wochen, sondern so lange, wie es Probleme gibt.»

Der Studie zufolge informieren sich nur 54 Prozent aller werdenden Mütter im Laufe ihrer Schwangerschaft über Säuglingsernährung. Die wichtigste Rolle spielen dabei Bücher und Zeitschriften, erst an zweiter Stelle steht die Beratung durch eine Hebamme oder in einem Geburtsvorbereitungskurs. Nur zwei Prozent aller Schwangeren fragen ihren Frauenarzt nach Tipps für die Babynahrung - hier müsse sich am Verhalten der Frauen dringend etwas ändern, so Mathilde Kersting.

Zu der insgesamt jedoch erfreulichen Situation hat nach Ansicht der Expertin beigetragen, dass sich die Empfehlungen der Hersteller von Babynahrung mit den Ratschlägen von Gesundheitsexperten decken und die industriell gefertigte Säuglingsmilch eine hohe Qualität besitze.

Als Beikost erhalten fast alle Kinder am Ende des ersten Lebensjahres Gemüsemahlzeiten und Getreide-Obst-Breis. Zwei Drittel werden zudem mit Milchbrei gefüttert. Während bei Getreide-Obst und Gemüse der Anteil von industriell gefertigter Gläschenware im Laufe der Zeit dabei deutlich zurückgeht, ist er bei Milchbrei auch nach zwölf Monaten noch verhältnismäßig hoch. (dpa, 18. Januar 2001)

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