Ullrich ist gemeinsam mit seinen beiden damaligen Stellvertretern angeklagt. In gut 1,2 Millionen Fällen sollen sie zwischen 1994 und 1999 Mitglieder und Förderer geprellt haben. Laut Anklage hatte das Tierhilfswerk in der Zeit rund 200 Millionen Mark an Mitgliedsbeiträgen und Spenden vereinnahmt, von denen aber nur sieben Prozent für den Tierschutz ausgegeben worden seien.
Gegen die beiden stellvertretenden Vorsitzenden war ein erster Prozess im November geplatzt, weil einer der Angeklagten laut Gutachten nur bedingt verhandlungsfähig war. Baumann und Lischka sind in München in Untersuchungshaft. Ullrich selbst war zum Zeitpunkt des Prozesses noch in Thailand. Erst im Februar war er von den dortigen Behörden ausgeliefert worden. Die Staatsanwaltschaft hatte nach seiner Ankunft in München gegen ihn Haftbefehl wegen Betrugs erlassen.
«In Wahrheit ging es ihnen nicht um den Tierschutz, sondern um das Abkassieren im eigenen Interesse», sagte Staatsanwalt Alexander Kalomiris. Das Trio habe genau gewusst, dass die Einzahler darauf vertrauten, dass ihr Geld dem Tierschutz zugute komme. Kein einziger Spender hätte gezahlt, wenn er gewusst hätte, dass der Tierschutz bei den Vereinen «lediglich Fassade und Werbemittel war».
Der Spendenskandal war eher zufällig entdeckt worden. Ullrich war in seinem thailändischen Wohnort Pattaya dem örtlichen Polizeichef durch seine Protzerei aufgefallen. Dieser fragte daraufhin bei den deutschen Behörden nach.
(AP, 1. und 2. April 2001)