Hintergrund für die Entwicklung sind die nach wie vor niedrigen Erzeugerpreise für Rinder. "Nur dieses Preisniveau ermöglicht uns, erhebliche Mengen Rindfleisch nach Russland und in andere Länder der GUS zu exportieren", sagte Jacoby. "Ohne diese Exporte hätten wir in Deutschland wesentlich niedrigere Schlachtzahlen und damit größere, um nicht zu sagen fast unlösbare Probleme auf dem Rindfleischmarkt." Bei Schweinefleisch habe es trotz der Maul- und Klauenseuche keine so drastischen Absatzeinbußen wie beim Rindfleisch gegeben. Da die holländischen Schweineexporteure im Zuge der Importbeschränkungen eine Zeit lang ausgefallen waren, ergab sich für die Nordfleisch sogar eine komfortable Situation im Markt. In Deutschland werden mehr Schweine verzehrt als produziert, so dass die Importe notwendig sind, um den Bedarf zu decken.
Die Nordfleisch-Gruppe rechnet jedoch nicht damit, dass die günstigen Rahmenbedingungen so bleiben. "Der Margendruck von Seiten des Lebensmittelhandels wird wieder zunehmen und die Strukturprobleme der Branche sind nicht gelöst", sagte Unternehmenssprecher Dierk Boie. Die Branche will mit einem Qualitätssiegel für integrierte Produktion vom Fleischproduzenten bis zum Händler das Vertrauen der Verbraucher weiter festigen.
Zudem steht eine Fusion mit der Westfleisch-Gruppe in Nordrhein- Westfalen, die im vergangenen Jahr auf Eis gelegt worden war, wieder auf der Tagesordnung. Die Hauptkonkurrenten auf dem europäischen Markt in den Niederlanden und Dänemark haben sich bereits zu größeren Unternehmen zusammengeschlossen, um eine größere Anbietermacht gegenüber dem Handel zu erreichen und das Fleisch effektiver vermarkten zu können. "Auch bei uns muss etwas passieren", sagte Boie. In Süddeutschland wird ebenfalls über eine Fusion von Südfleisch mit der Moksel-Gruppe nachgedacht. Nord- und Westfleisch wollen noch in diesem Jahr entscheidende Weichen stellen.
Die genossenschaftliche Nordfleisch-Gruppe ist in zehn Bundesländern bis hin nach Hessen und Rheinland-Pfalz aktiv, hat ihren Schwerpunkt aber in Niedersachsen und Schleswig-Holstein. Drei Viertel des Vorjahresumsatzes von 3,2 (1999: 3,0) Milliarden DM (rund 1,63 Mrd Euro) entfielen auf den Geschäftsbereich Frischfleisch. Die Gruppe schlachtete und zerlegte 5,5 (5,6) Millionen Schweine und 254 000 (276 000) Rinder. Das Geschäftsjahr endete mit einem Verlust vor Steuern von 29 (5) Millionen DM, wobei allein die BSE-Krise eine Belastung von 9 Millionen DM bedeutete. Die finanzierenden Banken, an der Spitze die DG Bank, verzichteten auf Forderungen von 30 Millionen DM, so dass ein Bilanzgewinn entstand. Die Nordfleisch-Gruppe beschäftigt gut 3000 Arbeitnehmer (dpa, 12. Juli 2001).