Ziel dieser Infektionsstudie sei es, mehr Erkenntnisse über die noch weitgehend unverstandene Infektion zu bekommen. Nach der Infektion verschwänden die Erreger für bis zu viereinhalb Jahre im Körper der Tiere und seien nicht nachweisbar, erläuterte Groschup. "Dann tauchen die Erreger im Zentralnervensystem auf, ohne dass wir wissen, wie sie dort hinkommen." Erkenntnisse über die Wege dieser Ausbreitung seien für BSE-Tests an lebenden Tieren von großer Bedeutung. Dazu müsse man wissen, wann die Erreger wo seien.
Der wissenschaftliche Versuch auf Riems war bereits im Januar von der Forschungsanstalt angeregt worden. Nun soll er Ende dieses Jahres beginnen und mit einem ähnlichen in Frankreich geplanten Test abgestimmt werden. Zur Infektion soll den Tieren BSE-Gewebe von erkrankten Rindern verfüttert werden. Die Forscher wollen den künstlich infizierten Rindern dann laufend Blut- und Gehirnwasserproben entnehmen und "die Tiere sukzessive töten", erläuterte Groschup.
Das Vorhaben auf Riems ist Teil der Anstrengungen, die Erforschung von BSE (Bovine Spongiforme Enzephalopathien) sowie ähnlicher Erkrankungen bei Mensch und Tier in Deutschland energisch voranzutreiben. Dazu trat am Freitag in München die vom Bundesforschungsministerium initiierte nationale Plattform für die Erforschung Transmissibler Spongiformer Enzephalopathien (TSE) zu ihrer ersten Sitzung zusammen. Der Begriff TSE umfasst neben BSE alle anderen schwammartigen Hirnerkrankungen wie Scrapie bei Schafen und die neue Variante der Creutzfeldt-Jakob-Krankheit (vCJD) beim Menschen.
Die TSE-Plattform soll die Forschungen in Deutschland vernetzen sowie Doppelarbeit und Ressourcenverschwendung vermeiden, erklärten Jochen Zachgo vom Bundesforschungsministerium und der Münchner Neuropathologe und "BSE-Papst" Prof. Hans Kretzschmar. Unter anderem sind Proben- und Materialbanken an der Ludwigs-Maximilians- Universität München, der Universität Göttingen sowie bei der Bundesforschungsanstalt auf Riems geplant. Das Bundesforschungsministerium stellt für mehrere Projekte in den kommenden Jahren rund 23 Millionen Mark zur Verfügung. Schwerpunkte dabei sind die Behandlung von vCJD-Patienten, entsprechende Impfstrategien und frühere Nachweistests für TSE-Erkrankungen (dpa, 21. Juli 2001).