Tierschützer fordern Verbot der Käfighaltung
Nach Bedenken kräht kein Hahn
40,6 Millionen Legehennen werden in Deutschland jährlich gehalten. "Eine
erschreckende Zahl", findet Bianka Nagorny. Die Boostedterin kämpft seit
Jahren gegen die Qualen der Hühner in Käfigen, mit einer Hoffnung auf
Erfolg. Verbraucherschutzministerin Renate Künast kündigt ein Verbot der
Käfighaltung von Legehennen an. Für bestehende Batterien sind
Übergangsfristen vorgesehen. Eine entsprechende Verordnung ist bereits dem
Bundesrat zugeleitet worden, die Bundeslaender sollen voraussichtlich am 19.
Oktober über den Entwurf entscheiden. Grund genug für Nagorny, noch einmal
mobil zu machen, wie am Sonnabend auf dem Grossflecken. Zusammen mit anderen
Aktivisten bat sie Passanten um Unterschriften auf Postkarten, die
demnächst im Briefkasten von Ministerpräsidentin Heide Simonis landen
sollen. Sie weiss aber um die Stimmung beim Verbraucher: "Sie sind bei
Bildern der Käfighaltung entsetzt, einen Tag später landet aber wieder die
billige Wurst von Aldi auf dem Frühstückstisch".
Nun will sie die Gunst der Stunde nutzen, damit im Oktober zugunsten des
Tierschutzes abgestimmt wird, "sonst sieht es schlecht aus für die
Hühner". Noch heisst es für sie und andere bangen: Zurzeit wollen neun der
16 Bundeslaender diese Tiere in Käfigen wissen. "Das dürfen wir nicht
zulassen", mahnt Nagorny. Seit zehn Jahren ist sie aktiv im Verein gegen
Tierversuche & Vogelfang, mit über 100 Mitgliedern, die für neue
Perspektiven jenseits der Agrarfabriken kämpfen. Interessierte können noch
Postkarten ordern. Der Zentralverband der Geflügelwirtschaft warnt indes
vor einem Verbot, da sich das Angebot von Eiern aus deutscher Erzeugung dann
von heute rund 65% kurzfristig halbieren würde. (Prima Sonntag, 19. August 2001)