Hennenhalter wettern gegen Käfigverbot

Für die Hühnerbarone ist es ein dickes Ei, das Bundesverbraucherschutzministerin Renate Künast ihnen ins Nest legen will: Von 2006 an - also fünf Jahre früher als in den übrigen EU-Ländern - will die Grünen-Politikerin in Deutschland die Haltung von Legehennen in Käfigen verbieten. Dagegen gehen die Eierproduzenten auf die Barrikaden. Sie sehen ihre Wettbewerbsfähigkeit gefährdet. Der Künast-Entwurf für eine neue Legehennenverordnung bringe keine Verbesserung für den Tierschutz und führe dazu, dass die Betriebe abwanderten, kritisierte Wilhelm Hoffrogge, Vorsitzender der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft, am Freitag in Hannover. Er forderte die Bundesländer auf, den Entwurf am 19. Oktober im Bundesrat abzulehnen.

Etwa ein Drittel der in Deutschland produzierten Eier stammt aus Niedersachsen. Nach Angaben Hoffrogges gibt es rund 12000 Betriebe mit etwa 14 Millionen Legehennen. Sollte sich Künast durchsetzen, stünden mindestens 15 Prozent der Arbeitsplätze in der deutschen Geflügelwirtschaft auf dem Spiel. In Polen, Tschechien und den baltischen Staaten, in Spanien und der Türkei werde bereits in großem Stil investiert. "Die Probleme werden damit exportiert", sagte Hoffrogge. Im Ausland spiele Tierschutz kaum eine Rolle. Die Verbraucher, die sich frische Eier aus der Region wünschten, seien am Ende die Verlierer.

Ginge es nach den Hennenhaltern, müsste Deutschland - wie die übrigen europäischen Länder - die Kleingruppenhaltung in ausgestalteten Käfigen zulassen. Die Sterblichkeitsrate der Hennen sei in diesen Anlagen geringer als in den von Künast bevorzugten Volieren. Die Tiere würden weniger krank, weil sie nicht mit ihrem Kot in Berührung kämen. Die Hennen könnten auf Sitzstangen ruhen, in Nestern ihre Eier ablegen, am Boden scharren und im Staub baden. 20 Tiere hätten in den Käfigen einen Platz von 1,5 Quadratmetern.

Der Vorteil für die Halter: "Die Umstellung auf Kleingruppen ist erheblich billiger als der Bau neuer Volieren", sagt Hoffrogge. Künast lehne dieses System jedoch aus ideologischen Gründen ab. Die Ministerin sei derzeit "mit dem Scheckbuch unterwegs", um sich die Zustimmung zu ihrem Entwurf zu erkaufen. Den niedersächsischen Landwirtschaftsminister Uwe Bartels (SPD) kann sie nicht überzeugen. Er macht sich für die Kleingruppenhaltung stark. Grüne, Tier- und Umweltschützer werfen Bartels vor, Lobbyarbeit für die Geflügelwirtschaft zu betreiben. (Hannoversche Allgemeine, 12. Oktober 2001)

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